18. – 26.06.2009
Sophiensaele Berlin
In Berlin, die Stadt die über Jahrzehnte durch die Schnittstelle zwischen Ost und West und der Frontstellung zwischen Russland und den USA geprägt war, öffneten die Sophiensaele ihr Haus für ein Festival der russischen Avantgardekunst. Ausgangspunkt waren die lebenden Bilderwelten eines Ausnahmekünstlers der russischen Performancekunst – Alexander Petljura. Für das Festival entwarf er sieben Tableaux Vivants, die sich auf Berlin und die Sophiensaele mit ihrer wechselhaften Geschichte beziehen. Seine »lebenden Bilder« warfen Schlaglichter auf einzelne Ereignisse der europäischen Geschichte, kommentierten sie ironisch und brachten sie detailgewaltig auf den Punkt.
25 Jahre hat Petljura in unermüdlicher Arbeit gesammelt: weggeworfene Alltagsgegenstände, ausrangierte Kleidung und Insignien der russischen Alltagsgeschichte. Seine Sammlung umfasst inzwischen an die 2.000 Paar Schuhe, 1.500 Anzüge und Kleider, 1.000 Stück Frauen- und Männerunterwäsche, etwa 3.000 Stück diverser Accessoires und etwa 2.000 Alltagsgegenstände. Sie ist die größte Sammlung russischer Alltagskultur im heutigen Russland – an den Sophiensaelen führte er sie ein letztes Mal zusammen. Mit diesem schier unerschöpflichen Reservoir an Kostümen und Requisiten setzte er die Tradition der »lebenden Bilder« fort und stellt mit den Abfallprodukten des Zerfalls der russischen Welt die Identität Russlands nach. Seine Tableaux Vivants stellen Leitbilder in Frage und legen gerade die ideologische Inszenierung von Geschichtsschreibung und -interpretation offen und bewegen sich damit auf der Straße der Wahrheit – »Ulica Pravdy«.
Das Festival bildete den Abschluss des Werks von Alexander Petljura und zu dieser Feier kamen weitere russische KünstlerInnen und Künstlergruppen in die Sophiensaele, so Vladimir Sorokin und Petr Mamonov.