10.–19.06.2005
Leipzig – Plagwitz und Schaubühne Lindenfels
WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS war ein zehntägiges Festival im ehemaligen Industrie- und Arbeiterviertel Plagwitz an der westlichen Peripherie von Leipzig.
WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS behauptete: Demokratie ist durch Kapitalismus gefährdet. Und stellte folgende Fragen: Ist ein auf Partizipation, Gerechtigkeit und Freiheit beruhendes demokratisches Gesellschaftssystem mit einer durch kapitalistische Strukturen geprägten Gesellschaft vereinbar? Wird Demokratie erst durch die uneingeschränkte Freiheit des Marktes erzeugt? Oder stellt sich die Frage anders? Verursacht nicht der Wille zu mehr Demokratie das Ende des Kapitalismus?
In einer historischen Perspektive wird Kapitalismus als Voraussetzung für die Entwicklung von Demokratie gesehen. Andererseits verhindert Demokratie als regelnde Instanz die freie Entfaltung des Kapitalismus. Beide Modelle stehen in einem sich wechselseitig bestimmenden Verhältnis. Dieses Kräfteverhältnis wird instabil, wenn das Kapital, wie gegenwärtig global beobachtbar, demokratische Entscheidungen beeinflusst und Politik bestimmt. Durch die Globalisierung der Finanzströme wird der Wandel unseres Wertesystems unter primär wirtschaftlichen Gesichtspunkten transparent. Dabei entsteht eine spürbare Ohnmacht des Staates vor der weit reichenden Entscheidungsmacht multinationaler Konzerne, die nicht mehr territorial gebunden sind.
WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS hatte internationale und lokale Künstler und Künstlerinnen, Theoretiker und Theoretikerinnen eingeladen, die mit ihren Arbeiten das Verhältnis zwischen Subjekt und Gesellschaft in einer durch den Begriff Globalisierung markierten Umbruchsituation verhandelten. Die künstlerischen Arbeiten kritisierten einen definierten gesellschaftlichen Konsens, der durch Regeln, Sprachregelungen und der von wirtschaftlichen Interessen geprägten Umdeutung von Werten definiert ist. Eingeladen wurden Tanz-, Theater- und Peformancecompagnies, die auf Grund ihrer Arbeitsweise und der von ihnen verhandelten Konflikte wesentliche Positionen dieser Auseinandersetzung thematisierten. Die Arbeiten für den öffentlichen Raum entstanden im konkreten Bezug auf den Ort des Festivals, das postindustrielle Plagwitz. Die Künstler intervenierten mit ihren Projekten in den Stadtraum und Alltag des Viertels.
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WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS: Der Raum ist das Ergebnis sozialer Konstruktion. Er ist nicht gegeben und unveränderlich, sondern wird durch die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse geschaffen und erhält eine veränderbare Bedeutungszuweisung. Gleichzeitig ist aber auch das Soziale, Wirtschaftliche und Politische räumlich, d.h. die Art und Weise wie Gesellschaft funktioniert, ist räumlich strukturiert. Demokratie als auch Kapitalismus ist demnach die Kategorie der Verräumlichung inhärent.
WESTEND 05 KNOW YOUR RIGHTS bezog sich auf einen konkreten geographischen Raum – Plagwitz, ein Stadtteil im Leipziger Westen. Plagwitz ist wie kein anderer Raum in Leipzig durch Industrie und Wirtschaft geprägt worden. Hatte sich Plagwitz im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zu einem der wichtigsten Exportstandorte Deutschlands entwickelt, galt es seit 1989 als Problemgebiet, das mit den Folgen von Arbeitsabbau und technologischen Entwicklungen zu kämpfen hatte. Die Veränderungen von Plagwitz zeigten, dass der städtische Raum kein Konsensraum ist, sondern von Konflikten geprägt wird. Im überschaubaren Umfeld eines Stadtteils kann Kunst zunächst temporär tradierte Sichtweisen und Handlungsmuster hinterfragen. Ziel des Festivals war es, durch Verknüpfung und Bündelung, Orte und Handlungen mit neuen Deutungen zu belegen und neue Aktivitäten anzustoßen.
KNOW YOUR RIGHTS
THIS IS A PUBLIC SERVICE ANNOUNCEMENT WITH GUITAR
KNOW YOUR RIGHTS ALL THREE OF THEM
NUMBER ONE YOU HAVE THE RIGHT NOT TO BE KILLED
NUMBER TWO YOU HAVE THE RIGHT TO FOOD MONEY
NUMBER THREE YOU HAVE THE RIGHT TO FREE SPEECH
LISTEN TO THIS
RUN *
* Know your rights / The Clash / Combat Rock / 1982
„Die Methode der Demokratie besteht darin, Konflikte in die Öffentlichkeit zu bringen.“ John Dewey
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